Jahresrückblick Leonberg

„Die Jugend von heute“ in Leonberg ist nicht anders als anderswo. Wie Sokrates es schon zu Lebzeiten moniert hat und nach ihm vermutlich jede ältere Generation, so zeigen sich die Jugendlichen auch in Leonberg typisch für ihr Alter. Wir in der Jugendsozialarbeit sehen es als unsere Aufgabe an, zu vermitteln, wenn es deshalb zu Missverständnissen und Konflikten kommt.

Nicht selten ist aber das Gegenteil der Fall, denn Jüngere und Ältere profitieren voneinander. Wir präsentieren darum einige Beispiele aus unserem Leonberger Alltag im Jahr 2023.

Und warum können wir das alles so gut? – Weil wir ein schlagkräftiges Team sind! Das Foto zeigt uns im November noch zu sechst. Nach einigen Vakanzen sind wir seit Februar 2024 wieder komplett. Das Kernstadt-Team besteht aus zehn Mitarbeiter:innen mehrerer Generationen – geballte Erfahrung trifft auf frischen Wind!

25 Jahre Jugendsozialarbeit Leonberg

JUGENDSOZIALARBEIT AN DEN SECHS SCHULEN

(Albert-Schweitzer-Gymnasium, Gerhart-Hauptmann-Realschule, Johannes-Kepler-Gymnasium, Pestalozzischule, Schellingschule und seit 09/23 auch an der Spitalschule)

  • Die Kinder und Jugendlichen wenden sich an ihre Schulsozialarbeiterin, „weil die Eltern sie einfach nicht verstehen“. Auch Lehrkräfte haben manchmal kein Verständnis für jugendliche Eskapaden. Für uns geht es dann nicht darum, dies einfach gut zu heißen oder gar zu verteidigen. Wir glauben aber, dass hinter jedem schwierigen Verhalten ein guter Grund steckt und dass wir Lösungen brauchen, die für alle Seiten gut sind.
  • Ein wichtiges Thema ist der Umgang mit den Medien, der von der Elterngeneration den Jüngeren nicht so selbstverständlich beigebracht wird. Deshalb sind uns Präventionsprojekte mit Schulklassen zu den Sozialen Medien, wie der „Smartphone Battle“ oder auch das Programm „Hatespeech“ wichtig.
  • Beim Übergang Schule/Beruf werden ehemalige Schüler:innen eingesetzt, damit sie von ihren frischen Erfahrungen in ihrem Berufsleben erzählen.

OFFENE JUGENDARBEIT IM JUGENDCAFÉ SIESTA

Durch die Beständigkeit des Angebots durchlaufen einige junge Menschen ihre gesamte Kindheit und Jugend in „ihrem“ Siesta. Einige Ehemalige bringen inzwischen bereits ihre Kinder. Die kontinuierliche Beziehungsarbeit ist ein wichtiger Faktor für Vertrauen und Offenheit. Eine siebenköpfige Projektgruppe aus älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die aus Projektmitteln der Stadt finanziert wird, gibt ihr Wissen und ihre Begeisterung an die jüngeren Besucher:innen weiter. Dieses Konzept setzen wir auch bei den Tanzgruppenleitungen um.

MOBILE JUGENDARBEIT STADTMITTE

  • Wenn Jugendliche sich im öffentlichen Raum aufhalten, sind sie für die breite Öffentlichkeit sichtbar – besonders dann, wenn sie in größeren Gruppen verweilen. Nicht selten führt genau dies zu Missverständnissen und Konflikten zwischen den Generationen, besonders an hoch frequentierten Orten. Mobile Jugendarbeit kann hier eine vermittelnde Rolle einnehmen. Sie wirbt für ein gegenseitiges Verständnis der verschiedenen Bedürfnisse, Anliegen und Rechte aller sich im öffentlichen Raum bewegenden Personen. Dabei wahren die Fachkräfte ihre anwaltschaftliche Haltung für ihre Adressat:innen, hören als Gäste in der „Lebenswelt Jugend“ zu und zeigen sich ansprechbar.
  • Jugendliche benötigen für ihre Entwicklung zu aktiven Mitgliedern der Gesellschaft Rückzugsorte und Räume, die allein ihrer Generation vorbehalten sind. Dieses Bedürfnis greift die Mobile Jugendarbeit durch Settings im (halb-)öffentlichen Raum für die Zielgruppe „junge Menschen“ auf und signalisiert der breiten Öffentlichkeit damit deren Bedeutung.
  • Als Streetworker:innen haben die Sozialarbeitenden ein befriedendes Potenzial im (halb-)öffentlichen Raum und sie tragen somit dem übergeordneten Auftrag aller Akteure in der lebendigen Zivilgesellschaft Rechnung, für Akzeptanz und Vielfalt zwischen den verschiedenen Kulturen, Religionen und Generationen einzustehen.

SILKYplus

Auch in Bezug auf Kinder- und Jugendarmut, mit welcher sich das ESF-geförderte Projekt SILKYplus auseinandersetzt, lassen sich Erkenntnisse zu Generationen ziehen: Zum einen sind alle in einer Familie lebenden Personen mitbetroffen, zum anderen dauert es in Deutschland durchschnittlich sechs Generationen, um sich aus Armut zu befreien*.

Trotzdem hält sich der Mythos, dass Armut selbstverschuldet und durch das Versagen Einzelner begründet ist, hartnäckig. Das Verbundsprojekt SILKYplus erprobt neue Wege gegen Armut und Ausgrenzung, deckt klassistische Denk- und Handlungsmuster auf und setzt sich generationenübergreifend und im Hinblick auf nachfolgende Generationen nachhaltig für gleiche Chancen und faire Bedingungen für alle ein. Wir geben eine Stimme und bestärken. Unsere Botschaft: „Weil du es wert bist.“

* OECD-Bericht: A Broken Social Elevator? How to Promote Social Mobility (2018).