Kommunen, Apotheken und Handwerksbetriebe freuen sich auf der Holzgerlinger Bildungsmesse IBIS über Gespräche mit Schülern. Während einige Berufe stark gefragt sind, haben kleinere Kommunen Probleme, passende Bewerber zu finden.
von Thomas Morawitzky, 20.10.2024, Kreiszeitung Böblinger Bote
„Den Fachkräftemangel spürt man mittlerweile nicht nur in einzelnen Bereichen“, sagt Franziska Eipper. Sie ist als Jugendreferentin der Stadt Holzgerlingen Hauptorganisatorin der interkommunalen Bildungsmesse Schönbuch (IBIS). Die Messe findet zum 18. Mal in der Holzgerlinger Stadthalle statt. Dass dort im kommenden Jahr der Platz eng, Betriebe auch zurückgewiesen werden müssen, zeichnet sich bereits ab: Eine Anzahl an Klassenzimmern, die dieses Mal noch genutzt werden kann, soll umgebaut werden.
Eröffnet wurde die IBIS am Samstagvormittag nach 9.30 Uhr durch Ioannis Delakos, den Bürgermeister Holzgerlingens. Rund 1500 Schüler besuchen sie in jedem Jahr, viele mit ihren Schulklassen. Landrat Roland Bernhard ermutigt die Jugendlichen, die in die Stadthalle strömten: „Lasst euch Zeit bei der Suche, wählt den Beruf, nach dem euer Herz strebt.“
Rund 60 Aussteller füllen die Räume. Neu auf der Messe sind in diesem Jahr Ritter Sport, Diakonie und Sozialstation, die Hochschule Reutlingen. Ramazan Büyükkal ist Auszubildender beim Waldenbucher Schokoladenhersteller. Er lernt Mechatroniker. „Viele wissen gar nicht, dass wir auch solche Berufe ausbilden“, sagt er. „Es gibt viele Interessenten, und wir können uns die besten raussuchen.“
Von der Vorteilen der kleinen Kommunen überzeugen
„Für kleine Kommunen wird es immer schwieriger, junges Personal zu finden“, sagt derweil Karin Grund, Hauptamtsleiterin in Altdorf. Die Schönbuchkommunen sind zum zweiten Mal mit einem gemeinsamen Stand auf der IBIS vertreten, Altdorf sucht im Besonderen nach Auszubildenden im pädagogischen Bereich. „Im Speckgürtel von Stuttgart ist es sehr schwer, weil große Arbeitgeber mit Zulagen werben können. Wir möchten zeigen, dass es auch interessant sein kann, für eine kleine Gemeinde zu arbeiten.“
Von der Konkurrenz durch große Industrieunternehmen der Region spricht auch Markus Ruzicka, Obermeister der Schreinerinnung Böblingen. „Es gibt im Kreis Böblingen sehr viel weniger Betriebe als in anderen Landkreisen. Schreiner ist ein sehr innovativer Beruf. Wir arbeiten auch mit Glas, Metall, Elektrotechnik, wir bedienen CNC-Fräsen, wir müssen zeichnen und programmieren können. Das macht unseren Beruf so interessant.“
Tim Frasch, Glasermeister, ist noch zufrieden mit der Bewerbersituation: „Wir finden alle drei Jahre einen Auszubildenden. Für uns als Sechs-Mann-Betrieb ist das praktisch, aber mehr Leute wären natürlich doch schön.“ Am Samstagvormittag sprach Frasch bereits mit vier Interessenten. „Glaser“, sagt er, „ist ein schöner Beruf. Wenn man an einem Haus vorbeifährt, dann weiß man, was man gearbeitet hat. Eine Fensterfront spricht ganz für sich.“
Mirjam Pfaff, Apothekerin, wirbt auf der IBIS für einen Arbeitsbereich, der drei unterschiedliche Zugänge bietet: Über ein Studium zur Apothekerin oder über Ausbildungen zur Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten oder zur Pharmazeutisch-technischen Assistentin. „Das Interesse“, sagt sie, „ist groß. Vor allem nach der Messe bekommen wir viele Anfragen um ein Praktikum. Durch die Nähe zu Tübingen haben wir hier auch einen guten Standort für Studiengänge.“
Jeder Jugendliche hat eigene Träume
Vor der Halle stehen Pia, Deniz und Sansabel, 14 und 15 Jahre alt, Schülerinnen der neunten Klasse einer Gemeinschaftsschule. Sie interessieren sich für Ausbildungen im zahnärztlichen Bereich, möchten Krankenschwester, Polizistin oder Lehrerin werden: Mit Schülern zu arbeiten, Menschen zu retten oder ihnen zu helfen, das ist ihr Traum.
Dusan, Francesco und Tain, alle 16 Jahre alt, sind Schüler einer Werkrealschule und haben unterschiedliche Ziele: Dusan möchte gerne Elektriker werden und hat sich bereits versucht in diesem Beruf. Francesco möchte in den Automobilverkauf – „Ich finde es cool, mit Leuten über Autos zu reden“, erzählt der Auto-Fan. Und Tain möchte Steuerfachangestellter werden: „Ich mag die Mathematik.“